Schlafendes Pferd

Die Schlafgewohnheiten von Pferden und warum echte Tiefschlafphasen so selten sind

Kaum ein Thema rund um Pferde ist so missverstanden wie ihr Schlaf. Oft heißt es: „Pferde schlafen im Stehen.“

Das ist nicht ganz falsch, aber es erzählt nur einen kleinen Teil der Wahrheit. Pferde können im Stehen ruhen und dabei sogar leicht schlafen. Die wirklich tiefen und erholsamen Schlafphasen erreichen sie jedoch nur im Liegen. Diese Tiefschlafmomente sind kostbar und selten. Sie sagen viel darüber aus, wie sicher, gesund und geborgen sich ein Pferd fühlt.

Schlaf im Stehen: eine Anpassung an das Leben als Fluchttier
Dass Pferde im Stehen schlafen können, hat einen einfachen Ursprung: Sicherheit.

Als Fluchttiere mussten sie jederzeit bereit sein, im Notfall zu reagieren. Ihr Körper ist dafür speziell ausgestattet. Durch eine anatomische Verriegelung der Beine, den sogenannten „Stay Apparatus“, können sie im Stehen entspannen, ohne umzufallen. Das ermöglicht ihnen leichten Schlaf und kurze, wiederkehrende Ruhephasen. Doch die Muskulatur bleibt aktiv genug, um sofort fluchtbereit zu sein.

Diese Form des Schlafs ist zwar häufig, aber nicht ausreichend. Für Regeneration, Immunabwehr und mentale Verarbeitung benötigt das Pferd jedoch Schlafphasen, in denen die Muskelspannung vollständig nachlässt. Diese sind nur im Liegen möglich.

Warum Hinlegen so entscheidend ist

Tiefschlaf und REM-Schlaf, also jene Schlafphasen, in denen Pferde träumen, finden ausschließlich im Liegen statt. Legt sich ein Pferd nicht ab, fehlt ihm ein wesentlicher Teil seines Schlafzyklus. Gerade die REM-Phase ist für das Nervensystem unverzichtbar. Sie unterstützt Lernprozesse, emotionale Stabilität und körperliche Erholung.

Ein Pferd, das tagelang nicht im Liegen schläft, leidet unter echtem Schlafmangel, der sich schleichend, aber deutlich bemerkbar machen kann. Betroffene Pferde wirken häufig nervös oder übermäßig reizbar, reagieren schlechter auf Signale, stolpern häufiger oder wirken allgemein „neben sich“.

Warum manche Pferde nicht liegend schlafen können

Ob sich ein Pferd hinlegt, hängt stark vom Gefühl der Sicherheit ab. Sie legen sich nur dann ab, wenn sie überzeugt sind, dass die Umgebung ruhig, überschaubar und verlässlich ist. In Ställen mit hoher Geräuschkulisse, instabilen Gruppen oder häufigen Störungen bleiben Pferde lieber stehen. Auch Änderungen in der Herde, ein neues Umfeld oder fehlende Sicht auf Artgenossen können genügen, um das Hinlegen zu verhindern.

Hinzu kommen körperliche Faktoren. Viele ältere Pferde mit Arthrose oder Rückenproblemen haben Probleme damit, vom Boden wieder aufzustehen. Manche legen sich deshalb gar nicht erst hin, aus Angst, nicht mehr hochzukommen. Auch Atemwegserkrankungen können im Liegen unangenehm sein und das Pferd daran hindern, eine passende Schlafposition einzunehmen.

Selbst die Bodenbeschaffenheit spielt eine Rolle. Ein harter, rutschiger oder nasser Untergrund wirkt abschreckend. Pferde brauchen eine weiche, trittsichere Fläche, die es ihnen erlaubt, sich sicher abzulegen und wieder aufzustehen.

Wenn Schlaf fehlt hat es deutliche Folgen

Schlafmangel bei Pferden ist ein unterschätztes Thema. Die Symptome bleiben oft lange unbemerkt, da Pferde trotz Müdigkeit funktionieren. Doch mit der Zeit zeigen sich die Auswirkungen: Die Tiere wirken erschöpft, unaufmerksam oder gereizter als sonst. Manche nicken beim Stehen ein, verlieren das Gleichgewicht und stürzen kurz weg, ein deutliches Zeichen dafür, dass ihnen die Tiefschlafphasen fehlen. Kleine Wunden an Knien oder Fesselgelenken sind daher oft ein Hinweis darauf, dass das Pferd im Stehen „weggeknickt“ ist.

Auch das Wälzen oder das Ruhen im Sand (eigentlich selbstverständliche Verhaltensweisen) verschwinden bei Pferden mit Schlafproblemen oft vollständig. Wer genau hinschaut, erkennt schnell, wie viel ein Pferd über sein Wohlbefinden durch sein Schlafverhalten verrät.

Was Pferden zu erholsamem Schlaf verhilft

Für guten Schlaf braucht ein Pferd vor allem eines: Sicherheit. Eine ruhige Umgebung, verlässliche Herdenmitglieder, berechenbare Abläufe und ausreichend Platz sind entscheidend. Ebenso wichtig sind geeignete Liegeflächen: Sie sollten trocken, weich und groß genug sein, damit das Pferd seitlich liegen kann, ohne anzustoßen.

Manchmal hilft bereits eine kleine Veränderung: eine weniger belebte Stallgasse, ein zusätzlicher Sichtkontakt zur Herde oder die Beseitigung körperlicher Beschwerden wie Schmerzen oder Atemprobleme. Ein Pferd, das sich hinlegt, zeigt Vertrauen: in seine Umgebung, seine Herde und in den Menschen, der es hält.

Zusammengefasst:
Pferde schlafen häufiger und leichter als viele vermuten, doch die wirklich erholsamen Schlafphasen sind selten und kostbar. Sie finden nur im Liegen statt und nur, wenn alle Bedingungen stimmen. Schlaf verrät viel über das emotionale und körperliche Befinden eines Pferdes. Ein Pferd, das sich sicher fühlt, legt sich hin. Ein Pferd, das sich nicht hinlegt, benötigt möglicherweise besondere Aufmerksamkeit.

Denn echter Tiefschlaf ist nicht nur ein Moment der Ruhe, sondern zeigt auch, dass das Pferd seinem Umfeld vertraut und sich ganz fallenlassen kann.

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