
Zwei Katzen, doppeltes Glück? Was bei der Mehrkatzenhaltung wichtig ist:
Katzen gelten oft als Einzelgänger, doch das entspricht nur bedingt der Realität. Viele Katzen schätzen Gesellschaft, sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Eine zweite Katze kann eine Bereicherung und ein Spielkamerad sein, aber auch Stress und Unruhe auslösen. Entscheidend ist, die Bedürfnisse beider Tiere ernst zu nehmen und auf eine durchdachte Zusammenführung zu achten. Der folgende Artikel beleuchtet die wichtigsten Aspekte für eine gelungene Mehrkatzenhaltung, von der Auswahl der Tiere bis zur Einrichtung des gemeinsamen Zuhauses.
Verträglichkeit ist keine Selbstverständlichkeit.
Nicht jede Katze wünscht sich Gesellschaft. Besonders Tiere, die lange allein gelebt haben oder schlechte Erfahrungen mit Artgenossen gemacht haben, reagieren auf Neuzugänge oft ablehnend. Umgekehrt profitieren viele Katzen von einem Sozialpartner, vorausgesetzt, sie können sich bei Bedarf aus dem Weg gehen. Wichtige Fragen im Vorfeld sind:
– Ist die vorhandene Katze gesellig oder eher eigenständig?
– Wie alt ist das Tier? Ältere Katzen akzeptieren oft keine überaktiven Jungtiere.
– Wie verliefen bisherige Begegnungen mit Artgenossen?
Die richtige Kombination: Alter, Temperament und Geschlecht.
Harmonie entsteht nicht zufällig, sondern hängt häufig von der richtigen Kombination ab. Problematisch kann es werden, wenn ein dominantes oder sehr energiegeladenes Tier auf ein zurückhaltendes oder krankes trifft. Hier sind Rückzugsräume und Beobachtung besonders wichtig. Empfehlenswerte Konstellationen:
– Geschwisterpaare oder gemeinsam aufgewachsene Tiere
– Ähnliches Aktivitätslevel: zwei Jungtiere oder zwei ruhige Senioren
– Gemischtgeschlechtliche Paare (beide kastriert) sind oft besonders ausgeglichen
Der Raum macht den Unterschied.
Im Gegensatz zu Hunden teilen Katzen nicht gern, vor allem nicht Futterplätze, Schlafplätze oder Toiletten. Für ein gutes Miteinander müssen ausreichend Ressourcen vorhanden sein. Grundregeln:
– Pro Katze mindestens ein Katzenklo, besser eins mehr
– Mehrere Futter- und Wasserstellen, möglichst weit voneinander entfernt
– Rückzugsmöglichkeiten auf mehreren Ebenen (z. B. Fensterplätze, Höhlen, erhöhte Liegeflächen)
– Kratz- und Spielmöglichkeiten für jede Katze, auch hier gilt: Nicht alles sollte gemeinsam genutzt werden!
Die Zusammenführung sollte langsam und kontrolliert erfolgen.
Ein häufiger Fehler ist das sofortige Aufeinandertreffen beider Tiere. Für eine stabile Beziehung ist jedoch Geduld gefragt. Rückzugsräume, getrennte Fütterung und entspannte Tagesabläufe fördern die Akzeptanz. Wichtig ist, nicht einzugreifen, solange keine Gefahr besteht, denn leichte Spannungen gehören zur Klärung der Rangordnung dazu. Phasen der Zusammenführung:
1. Geruchsaustausch: über Decken, Spielzeuge oder Futterstellen
2. Visuelle Annäherung: Sichtkontakt durch Gitter, Türspalt oder Netz
3. Begegnung unter Aufsicht: Kurze gemeinsame Zeit, langsam steigern.
4. Freier Kontakt – erst, wenn keine aggressiven Signale mehr auftreten.
Ein harmonischer Mehrkatzenhaushalt entsteht nicht über Nacht.
Einige Tiere brauchen nur Tage, andere mehrere Wochen oder sogar Monate, um Vertrauen zu fassen. Auch wenn Katzen sich nie eng aneinanderkuscheln, kann dennoch eine funktionierende Beziehung bestehen, denn sie zeigen Nähe oft auf subtilere Weise. Signale für ein gelungenes Miteinander:
– Gegenseitiges Putzen
– Entspanntes Ruhen im gleichen Raum
– Spielverhalten ohne Anspannung
– Nutzung gemeinsamer Ressourcen
Zusammenfassung:
Zwei Katzen können tatsächlich doppeltes Glück bedeuten – aber nur, wenn die Bedürfnisse beider Tiere berücksichtigt werden. Die Altersstruktur, der Charakter, die Rückzugsmöglichkeiten und ein achtsames Tempo bei der Zusammenführung entscheiden darüber, ob aus Mitbewohnern ein eingespieltes Team wird. Eine gute Planung und viel Geduld sind entscheidend, damit jede Katze ihren Platz findet und vielleicht irgendwann auch die Nähe zur anderen sucht.