Pferde und Klima: Wie Pferde auf Hitze, Kälte und Wetterumschwünge reagieren

Pferde sind erstaunlich anpassungsfähige Tiere. Sie kommen mit hohen Temperaturen ebenso zurecht wie mit klirrender Kälte, vorausgesetzt, Haltung, Fütterung und Pflege sind an die jeweiligen klimatischen Bedingungen angepasst. Während der Mensch schnell ins Schwitzen oder Frieren gerät, regulieren Pferde ihre Körpertemperatur über gut entwickelte Mechanismen. Dennoch gibt es klare Grenzen, bei denen das Wohlbefinden leidet und gesundheitliche Risiken entstehen können.

Dieser Artikel gibt einen Überblick über das Verhalten und die Bedürfnisse von Pferden bei Hitze, Kälte, Nässe und Wetterumschwung und zeigt, worauf in diesen Zeiten besonders geachtet werden sollte.

Pferde bei Hitze: Schatten, Wasser und reduzierte Belastung

Ab Temperaturen über 25 °C beginnen viele Pferde, mit der Wärme zu kämpfen. Besonders in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit, Bewegung oder direkter Sonneneinstrahlung steigt die Belastung deutlich an.

Wichtige Maßnahmen bei Sommerhitze:

  1. Ständiger Zugang zu frischem Wasser, ein Großpferd kann bis zu 60 Liter pro Tag trinken.

  2. Schattenplätze oder Unterstand auf der Weide oder im Paddock.

  3. Training auf die kühlen Tageszeiten legen, am besten früh morgens oder spät abends.

  4. Weidezeiten ggf. reduzieren, besonders bei hoher Sonneneinstrahlung.

  5. Fliegenschutz durch Decken, Masken oder natürliche Mittel.

  6. Abschwitzen und kühlen: Lauwarmes Abbrausen kann helfen, kaltes Wasser hingegen sollte nur vorsichtig eingesetzt werden.

Hitzestress zeigt sich u. a. durch vermehrtes Schwitzen, flache Atmung, Teilnahmslosigkeit oder Kreislaufprobleme. Im Zweifel ist sofort tierärztlicher Rat einzuholen.

Pferde bei Kälte: Bewegung, Raufutter und angepasstes Eindecken

Pferde vertragen Kälte in der Regel besser als Hitze, sofern sie gesund, gut genährt und an das Klima gewöhnt sind. Die natürliche Thermoregulation über das Winterfell ist sehr effektiv. Temperaturen bis -10 °C sind für robuste Pferde meist unproblematisch.

Was bei Kälte wichtig ist:

  1. Ausreichend Raufutter zur Energiezufuhr: Heu erzeugt Wärme im Verdauungstrakt (Fermentationswärme).

  2. Bewegung: Auch im Winter sind tägliche Ausläufe oder leichte Arbeit sinnvoll.

  3. Trockene, windgeschützte Unterstände: nicht beheizt, aber zugfrei.

  4. Decken nur bei Bedarf: z. B. bei älteren oder geschorenen Pferden oder dauerhaft nassem Wetter.

  5. Wasser kontrollieren: Tränken dürfen nicht zufrieren.

Achtung: Auch bei niedrigen Temperaturen kann Schwitzen z. B. nach dem Training zum Problem werden. Nasses Fell kühlt aus, hier helfen Abschwitzdecken und ein gut belüfteter, trockener Stall.

Wetterumschwünge und extreme Bedingungen

Plötzliche Temperaturwechsel, Sturm, Gewitter oder starke Luftdruckschwankungen können Pferden körperlich und psychisch zu schaffen machen.

Typische Reaktionen bei Wetterwechsel:

  1. Unruhe, Nervosität oder Schreckhaftigkeit

  2. Kreislaufprobleme, besonders bei älteren Tieren

  3. Muskelverspannungen oder Steifheit bei empfindlichen Pferden

  4. Verschlechterung chronischer Erkrankungen (z. B. COB, Arthrose)

In solchen Phasen helfen geregelte Abläufe, möglichst viel Ruhe im Stallumfeld und aufmerksame Beobachtung. Auch Futterumstellungen oder Transport sollten nicht mit extremen Wetterlagen zusammenfallen.

Oft unterschätzt: Nässe, Matsch & Feuchtigkeit

Lang anhaltende Nässe oder matschige Ausläufe können ebenfalls gesundheitliche Folgen haben. Feuchtigkeit weicht die Haut auf, ideale Bedingungen für Mauke, Strahlfäule oder Pilzinfektionen.

Vorbeugung bei anhaltender Nässe:

  1. Saubere, trockene Liegeflächen im Stall

  2. Matschfreie Zonen im Auslauf (z. B. mit Paddockplatten)

  3. Tägliche Hufkontrolle und Pflege

  4. Beine bei Bedarf trocken halten oder nach dem Auslauf abtrocknen

  5. Wetterfeste Weidedecken mit guter Passform und Atmungsaktivität, aber nur bei Bedarf

Zusammengefasst:

Pferde kommen grundsätzlich gut mit unterschiedlichen Wetterlagen zurecht, solange Haltung, Pflege und Management angepasst sind. Extreme Hitze, klirrende Kälte, Dauerregen oder abrupte Wetterwechsel fordern jedoch Aufmerksamkeit. Wer die Signale seines Pferdes kennt, regelmäßig beobachtet und auf individuelle Bedürfnisse eingeht, trägt wesentlich zu dessen Gesundheit und Wohlbefinden bei, ganz gleich bei welchem Wetter.