
Wurmkuren und Entwurmung bei Haustieren: Mythen, Notwendigkeit und natürliche Alternativen
Die Entwurmung von Hunden, Katzen und anderen Haustieren ist ein zentrales Thema der Tiergesundheit. Doch rund um die Wurmkur ranken sich viele Mythen: von der Annahme, dass man sein Tier „vorsorglich” regelmäßig entwurmen müsse, bis hin zur Befürchtung, Wurmkuren seien schädlich oder unnötig. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Fakten, räumen mit Irrtümern auf und geben einen Überblick über sinnvolle Strategien, inklusive natürlicher Alternativen.
Warum ist eine Entwurmung überhaupt notwendig?
Würmer wie Spulwürmer, Hakenwürmer, Bandwürmer oder Lungenwürmer können bei Haustieren ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Sie befallen den Magen-Darm-Trakt oder andere Organe und beeinträchtigen das Immunsystem. Eine unbehandelte Wurminfektion kann zu Gewichtsverlust, Blutarmut, Erbrechen, Durchfall, stumpfem Fell und allgemeiner Schwäche führen, im schlimmsten Fall auch zu Organschäden.
Auch für den Menschen besteht in bestimmten Fällen ein Risiko, da einige Wurmarten zoonotisch sind und somit auch auf den Menschen übertragen werden können. Besonders gefährdet sind Kinder und immungeschwächte Personen.
Häufige Mythen rund um die Wurmkur
1. „Ich muss mein Tier alle drei Monate entwurmen – egal, ob es Würmer hat oder nicht.“
Diese pauschale Aussage ist nicht mehr zeitgemäß. Moderne tiermedizinische Empfehlungen setzen zunehmend auf einen sogenannten selektiven Entwurmungsansatz. Das bedeutet, dass eine Wurmkur nur dann gegeben wird, wenn ein Befall nachgewiesen wurde, beispielsweise durch eine Kotuntersuchung. Dauer und Häufigkeit hängen dabei stark vom Lebensstil und Risiko des Tieres ab (z. B. Freigänger, Rohfleischfütterung, Jagdverhalten etc.).
2. „Wurmkuren wirken vorbeugend.“
Falsch. Wurmkuren wirken nicht prophylaktisch, sondern nur zum Zeitpunkt der Anwendung. Das bedeutet: Wenn das Tier heute entwurmt wird, kann es sich morgen schon wieder neu anstecken.
3. „Mein Tier frisst keine rohen Tiere, also kann es keine Würmer bekommen.“
Tiere können jedoch auch über infizierten Kot, Schnecken, Erde oder sogar Flöhe (z. B. beim Gurkenkernbandwurm) mit Wurmeiern in Kontakt kommen. Auch Indoor-Katzen können sich anstecken, beispielsweise durch kontaminierte Schuhe oder andere Tiere im Haushalt.
Wann ist eine Entwurmung sinnvoll?
Die Entscheidung, ob und wann entwurmt wird, sollte individuell in Absprache mit dem Tierarzt bzw. der Tierärztin getroffen werden. Dabei spielen folgende Faktoren eine Rolle:
Alter und Gesundheitszustand des Tieres
Haltung (Freigänger, Wohnungstier)
Kontakt zu anderen Tieren oder Kindern
Regionale Risikofaktoren
Die Europäische Veterinärparasitologische Gesellschaft (ESCCAP) empfiehlt daher, das Risiko individuell einzuschätzen und gegebenenfalls regelmäßige Kotuntersuchungen (sogenannte Sammelkotproben) durchzuführen, um eine belastbare Grundlage für die Entwurmung zu schaffen.
Was sind mögliche Nebenwirkungen von Wurmkuren?
Moderne Wurmkuren gelten als gut verträglich, können aber (wie jedes Arzneimittel) Nebenwirkungen haben. Dazu zählen z. B.:
Magen-Darm-Beschwerden
Müdigkeit oder Unwohlsein
Hautreaktionen oder Juckreiz
Deshalb ist es wichtig, Nutzen und Risiken gegeneinander abzuwägen. Insbesondere bei dauerhaft kranken oder empfindlichen Tieren.
Natürliche Alternativen: sinnvoll oder riskant?
Es gibt eine Vielzahl natürlicher Mittel gegen Würmer: Kokosöl, Möhrensaft, Kräutermischungen, Kürbiskerne oder homöopathische Präparate werden oft genannt. Sie können das Darmmilieu stärken und zur allgemeinen Gesundheit beitragen, ersetzen aber keine gezielte Behandlung bei Wurmbefall.
Viele dieser „Alternativen“ wirken eher unterstützend als effektiv bekämpfend. Wichtig ist: Zeigt das Tier Symptome oder wird ein Wurmbefall festgestellt, sollte immer eine tierärztlich begleitete Therapie erfolgen.
Fazit: Entwurmung mit Augenmaß
Wurmkuren sind wichtig, aber nicht immer und nicht „auf Verdacht“. Die pauschale Entwurmung alle paar Monate ist überholt und wird zunehmend durch gezielte Strategien ersetzt. Dabei entscheiden Tierärzte mithilfe von Kotuntersuchungen und Risikoanalysen, ob eine Behandlung notwendig ist.